Albin Müller (1871-1941) und Porzellan
Über Leben und Wirken des vielseitigen Künstlers, Malers, Formgestalters, Organisators und Architekten Albin Camillo Müller – Künstlername Albinmüller - (1871-1941) gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen, deren Inhalt als bekannt vorausgeschickt wird.
Weniger bekannt ist, dass sich Albinmüller auch mit Porzellan beschäftigte. Erste Berührung mit diesem unvergänglichen Material ist 1904 in Magdeburg nachweisbar. Mit seiner Idee, seinem Gesamtentwurf und unter seiner Leitung beschloss die Gruppe um Paul Bürck, Hans von Heider, Fritz von Heider, Paul Lang und Minna Lang-Kurz die Teilnahme an der Weltausstellung in St. Louis. Mit dem Thema „Amts- und Empfangszimmer eines hohen Beamten, eines Anwalts oder Kaufmannes“ war die Möglichkeit gegeben, alle Zweige des Kunsthandwerks heranzuziehen und die besonderen Arbeitsgebiete der Künstler zur Geltung zu bringen. Für die Porzellanentwürfe war Hans von Heider zuständig, der entsprechende Service von der Buckauer Porzellanmanufaktur anfertigen ließ. Da in Albinmüllers Händen alle Fäden zusammengingen, ist er zwar nicht der Schöpfer des zur Ausstellung gelangten Porzellans, wohl aber die entscheidende Instanz zur Einordnung der Entwürfe in das Gesamtkonzept des Themas.
Ein eigener Porzellanentwurf ist während seiner Tätigkeit als Professor am Großherzoglichen Lehratelier für Angewandte Kunst in Darmstadt 1910 bekannt. Das eckige mit grünem geometrischem Dekor versehene Mokkaservice mit spitzen Deckeln für Kanne und Zuckerdose wurde von der Porzellanmanufaktur Burgau (1901-1929) hergestellt. Das Stadtmuseum Jena zeigte vom 16.04. bis 01.08.2010 die breite Produktionspalette der Manufaktur, unter der neben dem Service von Albinmüller auch Porzellan von Henry van de Velde und Erich Kuithan zu sehen ist. Der Entwurf von 1910 ist künstlerisch als ein erster Versuch ohne deutliche „eigene Handschrift“ Albinmüllers zu werten.
16 Jahre später hingegen hat er zu eigenem, ihn auszeichnenden Stil gefunden. In geringen Stückzahlen wurden in Selb-Rosenthal die folgenden, in Magdeburg erhaltenen und in den Abbildungen gezeigten Tassen mit Untertassen hergestellt:
Jubiläumstasse von 1926 mit grünem Fond und Goldstaffage. Die Inschrift im Spiegel der Untertasse erinnert an das 25 jährige Jubiläum der Künstlerkolonie in Darmstadt. (Albinmüller scheint die 1. Ausstellung 1901 als Gründungsjahr angesehen zu haben). Im Zentrum des Spiegels sind die Initialen des langjährigen Mäzens „LE“ für den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und Hessen-Darmstadt aufgetragen.
Andenkentasse Magdeburg von 1927 mit weinrotem Fond zur Erinnerung an die Deutsche Theaterausstellung 1927 in Magdeburg. Die Form der Tasse ist der ersteren angelehnt und unterscheidet sich nur durch den Fuß. Sie ist umlaufend in Gold mit sieben Kirchen der Stadt und den Worten „DAS SCHÖNE MAGDEBURG“ bemalt. Die Untertasse zeigt im Spiegel die Jahreszahl und den strahlenden Aussichtsturm auf dem Ausstellungsgelände, einem Entwurf Albinmüllers. (Sammlung Dauer, D0837)
Deckeltasse Magdeburg von 1927, dreiteiliger Entwurf der Kunstabteilung Selb 1927 mit grünem Fond. Plastisch und im Golddruck werden die hervorragenden Stadtmerkmale Magdeburgs gestaltet: Plastische Magdeburger Festung mit Jungfrau, umlaufender Umdruck des Magdeburger Panoramas, Otto I und die Umschrift „MAGDEBURG-DIE STADT DER MITTE“. Die Form hat Alleinstellungsmerkmal, die Aussage ist noch heute gültig! (Sammlung Dauer, D0836)