Ritter und Landschaft, sechseckiger Pfeifenkopf und gleicher Abzug, Porzellanmalerei, Pfeifenkopf, D2626
Nathusius Althaldensleben, Dezember 1833
Seltener Pfeifenkopf aus Porzellan mit festem Abzug in geschwungener Grundform mit sechseckigem Kopf und gleichem Abzug; umlaufend mit brauner Muffelfarbe bemalt und mit bunten Farben die Darstellungen der Ritter, der Landschaft und goldenen Vignetten aufgelockert. Der Abzug verläuft parallel zum Kessel. Montierung Silber mit gekröpften Zacken, H ohne Deckel = 11,8 und mit 12,6 cm.
Nachweis: D2626
Provenienz:
• 2023, November – „Sammlung Dauer - Magdeburg“ von Privat aus Tettnang
Anmerkung
• Bei Prof. Berg und Herrn Morgenroth sind einige ähnliche Köpfe aufgeführt und beschrieben, jedoch gibt es keinen vergleichbaren Pfeifenkopf mit eckigem und paallel zum Kessel verlaufenden Abguss.
• Die Zuschreibung zu Nathusius resultiert aus einem Brief von Jakob Uffrecht (1817–1892), einem Unternehmer in der Keramikindustrie, seit 1833 in Haldensleben tätig, der 1891
an seinen Jugendfreund Georg Gagstätter in Ulm u.a. über den Pfeifenkopf und seine Entstehung berichtet. Frau Siglinde Bandoly, ehemals Leiterin des Museums in Haldensleben, berichtet in der Jahresschrift der Museen des Ohrekreises, Band 2, 1995, auszugsweise auf den Seiten 41 bis 49 über Uffrechts Bericht, der hier gekürzt zitiert wird:
„Im Frühling 1829 kam ich in die damals gegründete kleine Porzellanfabrik in dem Hinterhause des Herrn Schmid Langestrasse (jetzt Herrn Leberecht, Lederhandlung) in die Lehre, ich war 11 1/3 Jahr alt und besuchte noch bis zu meinem 14. Jahre die Schule des Herrn Ramsperger. ….In der Porzellanfabrik bekam ich alle vorkommenden Arbeiten in die Hände und habe daher, trotz meiner Jugend, recht vielerlei gelernt, was mir später auch von grossem Nutzen war. ………………..als 1833 der Zollverein beschlossen war, glaubte Herr Schmid, die Fabrik könne nicht dabei bestehen und stellte den Betrieb ein………..
Nun ging die Wanderung weiter um Arbeit in den keramischen Fabriken zu suchen, durch Baiern, Thüringen, Sachsen und nach Preussen. ……….. in allen diesen Fabriken wird von den gelernten Drehern, Formern und Malern wöchentlich ein Beitrag zu dem Zwecke gezahlt, durchreisenden Collegen ein der Personalstärke entsprechended Reisegeld nebst der Zeche (am Platz) zu verabreichen……………… Auch in Althaldensleben gab es keine Arbeit………..Ich wurde aufgefordert meine Pfeife, deren Spitze aus der Tasche ragte, anzubrennen, was ich auch tat.
Diese Pfeife, ein 6eckiger Kopf und desgl. Abguss von Porzellan, fand allgemein Beifall – Ich hatte sie in einer Fabrik bei Lichtenfels i. Baiern gekauft. Der Werkmeister wollte sie dem Direktor zeigen und diesem gefiel sie auch so gut, dass er das Modell nachmachen lassen wollte, wenn ich mich während der Dauer dieser Arbeit auf Kosten der Fabrik aufhalten wollte. ………… Am anderen Tag brachte mir der Werkmeister meine Pfeife mit dem Bemerken, es wolle die Arbeit …… nicht gelingen und ich könnte nun meine Reise fortstzen. Darüber wunderte ich mich und sagte …… das sei doch keine Kunst, das traue ich mir ja zu machen.“
Nachdem die Arbeit als gut befunden wurde, wude er in Althaldensleben als Modelleur eingestellt.
• Ein weiterer Hinweis besteht in dem Deckel, der in Althaldensleben in eigener Produktion hergestellt zu seien scheint und an Ausformung vor 1800 erinnert.